6. Woche Göteborg - Besuch von zu Hause zum Zweiten

01März2016

 

Bevor Franzi mich in der sechsten Woche hier besuchen kam, verbrachte ich das Wochenende größtenteils mit Simon und Urska bei Fika, Salat oder mit Simon, Kai und ein paar anderen im Olofs-Cafe.

Dienstags kam Franzi (langjährigste Freundin von zu Hause) hier an und brachte ihre Ausflugs-Ideen mit. Nach ihrer Ankunft gab es erstmal typisch schwedisch - Fika :)

Den Mittwoch nutzte Franzi allein um sich die Stadt anzusehen, ich musste leider in die Uni (wobei das für unser beider Nerven sicher ganz gut war :D ). Donnerstags trafen wir uns wiedermal zur Fika in Haga und statteten dem Hügel dort einen weiteren Besuch ab. Das nächste Ziel war der botanische Garten. Nachdem wir das Aboretum (Bäume mit artbeschreibenden Schildern) durchquert hatten, verließen wir den botanischen Garten und kamen auf eine Hochebene, beinahe baumlos und an Schottland bzw. Frankreich erinnernd. Der großteil der Vegetation war Heidekraut und Kiefern. Im Tal befand sich ein See und eher birkenlastiger Wald. Nachdem wir den See einmal umrundet hatten kehrten wir in den botanischen Garten zurück und drehten auch hier noch eine Runde. Im Gegensatz zu botanischen Gärten, wie ich sie gewohnt bin, ist hier das Betreten der Wiesen erwünscht und das Verlassen der Wege nicht überall verboten. An den unglaublichsten Stellen sind Bänke angebracht und nirgends schützen einen Geländer vor dem Absturz.

 

Schwedens schottisches Frankreich  

An die Mainau erinnert wollte suchten wir auf Franzis Wunsch den Bambusgarten, in Erwartung eines ähnlich Imposanten Gewächses wie auf der Insel. Dieser Teil des botanischen Gartens hier ist allerdings eher enttäuschend ;) Insgesamt ist er aber wirklich sehr schön und scheint auch gut geführt zu sein - der Boden ist übersäht mit den Artschildern, ich kann mir kaum vorstellen, dass da so viele Pflanzen wachsen, wie man Schilder sieht!

Eine der einladenden Bänke im botanischen GartenSchilderwald im botanischen Garten

Da der Ausflug in den botanischen Garten relativ lang ausgefallen war, streiften wir den Slotskogen nur noch zwecks eines Blicks auf die Seals und die Elche. Am Ende der ToDo-Liste für diesen Tag stand eine alte Seefahrer-Kirche, die wir nach längerer Suche dann auch erfolgreich fanden. Bei klarem Himmel wäre der Blick sicher traumhaft gewesen, allerdings kam leider der Nebel zurück und verhinderte die Sicht.

Seefahrer-Kirche Innenansicht

Der Freitag entschädigte dafür wieder mit Super-Sonne, welche wir nutzten um ein weiteres Mal um den Delsjön zu spazieren. Simon und seine Freundin Rebecca schlossen sich uns dafür an. Nachmittags besuchten Franzi und ich mit Kai und Alex (Kais Nachbar), Fredrik (Komilitone) und einem mit Fredrik befreundeten Paar eine Essens-Messe. Hier probierten wir uns durch Käse-, Fleisch-, Fisch und Obsttheke, nicht zu vergessen Marmeladen und anderen Süßkram. Nach dem kulinarischen Hochgenuß, waren wir ein weiteres Mal zu Raphaelle geladen, um einen traditionell eingelegten Fisch, den Surströmming, zu testen. Dieser wird für lange Zeit eingelegt und verrottet dabei schimmellos. Die Landesälteren scheinen den Fisch als Delikatesse zu schätzen, wahrscheinlich deshalb, weil man nach dessen Genuß alles andere Essbare umso mehr zu schätzen weiß :D Geruch des fermentierten Fisches ist unglaublich, er erinnert an faule Eier, ist jedoch um einiges intensiver und widerlicher. Kai, Fredrik und dessen Freunde gaben sich sehr viel Mühe kleine Stücke des Fisches appetitlich herzurichten. Er wurde mit Knäckebrot, Kartoffelbrei, Soße mit Fischeiern und Dill serviert. Die recht appetitlich aussehenden Häppchen wurden mit mehr oder weniger starken Grimassen gegessen, während manchen Probanden die Tränen in den Augen standen, schlugen sich andere ohne verzogene Miene wirklich tapfer. Ich selbst erinnere den Geschmack als weniger widerlich als den Geruch, da die Zutaten drum rum den Geschmack doch stark dämpften. Alle Anwesenden schlugen sich aber tapfer und schluckten ihre Happen restlos hinunter :)

Delsjön zum Dritten Klohäusschen am Delsjön Appetithäppchen mit Surströmming

Für den Samstag hatten Franzi und ich nach unserem "Mainau"-Besuch eine Festungsbesichtigung vor, welche uns ein bisschen an den Hohentwiel denken ließ. Leider ist der Tourismus hier zur zeit im Low-Level, sodass die Burg leider nicht zur Besichtigung geöffnet war. Wir gaben uns also damit zufrieden, einen Spaziergang um die Mauerreste zu machen und uns das ganze dann von einem erhöhten Standpunkt auf einem nahegelegenen Hügel anzusehen. Mit dem wunderschönen Blick von unserem Ausguck machten wir eine kleine Pause mit Kanelbulle :)

Bohus Fästning Blick auf die Festung und all die schöne Landschaft

Da wir wesentlich früher als erwartet in der Stadt zurück waren, hatten wir genug Zeit uns Simon und Rebecca zur Fika anzuschließen.

Sonntags war der Besuch einer Insel angesagt. Kai und Marie, Simon und Rebecca waren mit von der Partie. Da einige von uns die Insel Styrsö schon kannten, entschieden wir uns diesmal für eine andere der großen Inseln, Brännö und der nebenan liegenden Insel Ganterö. Der Spaziergang war unglaublich schön! Morgennebel machte die Landschaft nahezu unwirklich und ließ alles sehr diffus erscheinen. Der Blick aus der Fähre war komplett verwehrt, es war nur Wasser direkt um das Schiff zu sehen. Da der Wind an diesem Tag wie ausgeschalten schien, war das Meer so glatt, wie ich es noch nie gesehen habe. Mittags kam dann doch noch die strahlende Sonne hinter den Wolken hervor und wärmte uns auf unserem Weg. Der Spaziergang war wirklich einer der schönsten hier und machte den Tag ebenso zu einem unter den Top 10. Auf dem Weg zurück nahmen wir eine Fähre, die eine Stunde lang zwischen den Inseln umher fährt und genossen unsere Fika dort :)

Brännö Brännö im Nebel Brücke zwischen Brännö und Ganterö Steinwege auf Ganterö wie aus einer anderen Welt Wandertruppe auf dem Marsch :) Blick auf Meer und den sich verziehenden Nebel Das Meer, so glatt wie nie Häuser wie diese lassen einen Träumen vom Haus in Schweden

Erschöpft von dem langen Tag verzichteten wir abends auf den obligatorischen Olofs-Besuch und begnügten uns mit einem gemütlichen Abendessen und einem langen Gespräch :)

Montags war ich leider mal wieder durch die Uni eingespannt, um jedoch noch ein bisschen Zeit zum kochen und quatschen zu haben, verzichtete ich ausnahmsweise auf den Schwedisch-Kurs.

An Franzis Abflugstag nutzten wir die übrige Zeit für einen kleinen Shopping-Trip in die Stadt. Nachmittags hieß es dann Abschied nehmen. Um der ungewohnten Einsamkeit gleich wieder zu entfliehen, schloss ich mich Urska und ihrem Gast aus Chile, wie auch Simon und Rebecca zu einem weiteren Sushi-Essen an :)

Vielen Dank für deinen Besuch Franzi - ich hab es wirklich genossen!