2. Woche in Göteborg - Besuch von zu Hause

01Feb2016

Mit der zweiten Woche in Göteborg hat der Uni-Alltag nun richtig begonnen. Es wechseln sich Lese-Tage mit Diskussions-Tagen ab, was sich interessanter gestaltet, als erwartet. Die Diskussionsrunden mit dem Kurs machen Spaß, das Lesen zu Hause ist anstrengend aber interessant. Durch die Diskussionen ist man quasi dazu gezwungen am Ball zu bleiben, damit man mitreden kann, was vermutlich einen wesentlich effektiveren Lernerfolg mit sich bringt, als unsere von zu Hause gewohnten Vorlesungen. Die nachmittäglichen Lectures bei unterschiedlichen Dozenten sind dann meist doch leicht einschläfernd, weil man weniger selbst dazu beitragen kann und der Schlaf doch meist etwas knapp kommt ;)

Alles in allem gefällt mir der Kurs besser als anfangs gedacht! Die Thematik ist wirklich interessant und die Beispiele, von denen in den Büchern mehr oder weniger sachlich berichtet wird, sind wirklich spannend. Beim momentanen Wetter fällt es einem dann doch auch nicht allzu schwer den Tag im Zimmer zu verbringen, wobei wir die letzte Woche immerhin zwei Tage hatten, an denen es trocken geblieben ist.

Außerhalb der Uni war mal wieder abwechslungsreiches Programm angesagt. Montag haben wir hier den Geburtstag meiner direkten Zimmernachbarin gefeiert, wozu wir sämtliche Ausrüstung aus den Nachbarzimmern zusammengetragen haben. Da wir alle für ca. zwei Personen ausgerüstet sind, bringt jeder bei einem Treffen von mehr Leuten sein Besteck und Geschirr selbst mit. Man gewöhnt sich schnell an die Minimalausrüstung und passt sich an. :)

Dienstag war endlich das erste Treffen meiner Buddy-Group angesagt, in einer kleinen Kneipe nicht weit von Olofshöjd, wo es leckeres Essen und ausschließlich schwedisches Bier - das einzig erschwingliche alkoholische Getränk hier - gibt. Wir waren eine Gruppe von ca 10 Leuten, wobei abgesehen vom Buddy und seinem Freund, alles Mädchen sind. Komplett waren wir wohl lange nicht, ich bin gespannt, ob wir es noch zu einem zweiten Treffen schaffen. Viele aus der Gruppe wohnen auch hier in Helmutsro, ich treffe aber selten bekannte Gesichter abseits meines Stockwerkes. Mittwoch hat ein Mädchen aus der Gruppe zu ihrem Geburtstag eingeladen, ich bin gespannt :)

Mittwoch abend war für die Internationals die "Welcome Reception" bei der wir zum Buffet in den Gothia Towers - drei gläserne Hochhäuser, die nachts beleuchtet sind - eingeladen waren und die Bürgermeisterin uns mit einer kurzen Rede begrüßt hat. Nachdem wir uns dort die Bäuche vollgeschlagen haben, haben Simon und ich Doro in Empfang genommen, die erst mit unserer Freundin Lea in England unterwegs war und nun noch ein paar Tage in Schweden angehängt hat.

Mit Doro habe ich die Schönwettertage der letzten Woche genutzt um die Stadt noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir haben uns diverse Kirchen von außen angesehen. Den Dom und eine deutsche Kirche (das älteste Gebäude der Stadt aus dem 17. Jhdt.) haben wir auch von innen in Augenschein genommen. Seltsamerweise erinnern beide Kirchen von innen eher an einen Gemeindesaal als an eine Kirche. Mir ist das fast sympathischer als die vor Prunk strotzenden Kirchen, die einen teilweise eher einschüchtern.

    

Die schönste Café-Straße im Stadtteil Haga, die wir durchlaufen sind, hatte ich eine Woche vorher noch von Schnee und Eis bedeckt mit meinen Mitbewohnern besucht. Ohne das ganze weiß sieht alles total anders aus. Ich habe viele Stellen auf unserem Weg durch die Stadt erst nach einiger Zeit wieder erkannt, mittlerweile habe ich aber einigermaßen einen Überblick über die Stadtteile :D In Haga gibt es einen Berg, der dem Schloßberg in Freiburg ähnlich einen Überblick über die Stadt bietet und ein wirklich schöner Aussichtspunkt ist.

In der Innenstadt sind wir auf den schönsten Bauzaun gestoßen, der mir je begegnet ist. Die ganze länge des Zaunes war aus rechtecken zusammen gestückelt. Jede zweite Reihe dieser Rechtecke konnte man nach unten klappen, wodurch die Farbe innen zum Vorschein kam. Der gesamte Zaun konnte so von Passanten genutzt werden um dort Geschreibsel zu hinterlassen.

Freitag sind wir - nachdem wir beide fleißig für die Uni gearbeitet haben - das erste mal in den Genuss eines After Work Buffets gekommen. Hier ist es Usus, Freitag abends gemeinsam zu verbringen. In vielen Kneipen gibt es zu diesem Zwecke Angebote, wobei man ein Getränk seiner Wahl bezahlt und sich danach am Buffett bedienen kann. Für 33 Kronen gibt es ein Bier und das Essen dazu ( das entspricht nicht ganz 4€). In Begleitung von Kai und Simon haben wir uns für den arbeitsreichen Tag belohnt und haben danach gleich weiter geackert. Leider ist auch der Samstag großteils der Uni zum Opfer gefallen aber nicht ohne ein ordentliches Pfannkuchenfrühstück mit meinen Mitbewohnern. :) Abends war wieder eine der Internationals-Partys. Diesmal hat sie allerdings in Uni-Räumlichkeiten stattgefunden, was zur Auflage hatte, dass nicht mehr als 150 Leute mitfeiern durften und der Beginn schon um 20.00 Uhr war - eine reichlich seltsame Uhrzeit um feiern zu gehen!

Für Sonntag waren die Wettervorhersagen wieder ausgesprochen gut, weshalb wir uns mit Simon zum Besuch einer der größten Inseln im Süden Göteborgs verabredeten. Die Fähren zu den Inseln gehören zu den öffentlichen Verkehrsmitteln hier, wodurch man mit einer Dauerkarte umsonst dorthin kommt. Die Fähre zu unserer erwählten Insel hat vorher noch einige andere Inseln abeklappert, sodass wir eine sehr schöne kleine Fährfahrt mit Blick auf die Inseln und Meer hatten. Auf Styrsö (der Insel) gibt es ein größeres Dorf und keine richtigen Autos. Die meisten Verkehrsmittel sind Mopeds und Clubcars (Autos, die auf dem Golfplatz rumfahren). Die Straßen sind dementsprechend keine drei Meter breit - sehr süß ;). Von einer der größeren Erhebungen auf der Insel hatten wir einen super schönen Blick über die Nachbarinseln und Styrsö.

 

Styrsö ist durch eine Brücke mit einer der anderen Inseln (Donsö) verbunden, von wo ebenfalls Fähren wieder zurück nach Göteborg fahren. Donsö hat einen süßen Hafen, mit vielen kleinen Hütten - ich vermute mal Fischerhütten.

Alles in allem war der Sonntag auf jeden Fall der Höhepunkt der Woche und die Inseln sind auf jeden Fall noch mehr Besuche wert. Es dauert zwar eine ganze Weile, mit der Bahn zum Fährhafen zu kommen, aber es ist die Anfahrt auf jeden Fall Wert und was könnte man besseres tun, als den Sonntag in der Sonne auf einer Insel zu verbringen?!

Es ist sehr schön festzustellen, dass die Tage hier schon merklich früher beginnen und man nicht mehr im ganz Dunkeln aufstehen muss, das motiviert einen morgens beim Aufstehen :) Der Schnee hier ist mittlrerweile komplett getaut, heute hat der Graupel allerdings eine neue, dünne, weiße Schicht auf den Straßen hinterlassen. Es ist unglaublich, was für einen Unterschied es macht, ob die Stadt in Schnee versteckt und die Kanäle zugefrohren sind, oder ob die Stadt durch schneefrei und viel farbenfroher ist. Auf mich wirkt sie so viel aufregender und wacher, sodass ich mir wünsche auch den Sommer hier zu verbringen, wenn die Parks belebt sind und die Stadt so richtig zum Leben erwacht. - Nicht dass sie momentan schläft, aber ich glaube es macht dennoch einen großen Unterschied eine Stadt im Winter oder im Sommer zu erleben.

Ich tu mir sehr schwer, mich zwischen einem zumindest spanndend wirkenden Modul "Marine Biodiversität" auf der insel Tjärnö und einem Sommer hier in der Stadt zu entscheiden. Wie ich von Komilitonen gehört habe, ist man für dieses Modul ganze neun Wochen an einer Forschungsstation auf jener Insel untergebracht. Das kann mit einer tollen Truppe eine gute Erfahrung sein, kann aber auch etwas eintönig werden auf Dauer. Noch bin ich total hin- und hergerissen und weiß leider nicht, wohin mich mein Weg nach Ende März führt, ich hoffe mir darüber bald im Klaren zu sein, da es mich doch sehr beschäftigt.

So weit von mir, ich hoffe bei euch ist alles in Ordnung?!

Liebe Grüße aus Göteborg

Hanna